Magische Dunkelzeit: Wie Du die Sperrnächte feiern kannst

8. Dez 2022 | Jahreskreisfeste, Schamanismus, Yoga

Heute nehme ich Dich mit in die dunkelste Zeit des Jahres – in die Sperr- oder auch Dunkelnächte genannt. Bevor ich auf diese eingehe, vorab ein paar Worte über die Magie des Monats Dezember: Der alte deutsche Name dieses Monats lautet Julmond. Dieser Name deutet bereits auf das Julfest hin, die heidnische Feier der Wintersonnenwende. Dieser Monat steht ein wenig „zwischen den Stühlen“. Jegliche Aufräumarbeit, die Du im laufenden Jahr noch vor Dir hergeschoben hast, kannst Du im Dezember noch beenden.

Für einen kraftvollen Neuanfang ist die Energie dieses Monats nicht geschaffen. Es ist das Ende des Jahres, Dinge müssen „schnell noch erledigt werden“. Daher lohnt es sich nicht wirklich, sich genau jetzt in neue Projekt zu stürzen. Das ist auch gut so, denn dafür ist die Energie des Januar da.

So ist der Dezember ein Monat, in dem die Magie sich auf bereits angefangene Projekte konzentriert, auf bestehende Beziehungen und auf Zukunftsblicke – gerne auch mit Karten und Orakeln – und das nicht erst zu Silvester. Magische Pläne schmieden für den Januar, wenn das ganze Jahr noch rein und unangebrochen vor Dir liegt. In der Stille Kraft schöpfen – das ist der Dezember.

Bestimmt hast Du schon etwas von den Rauhnächten gehört, eine Zeit, die ganz bewusst genutzt wird, um das neue Jahr „vorauszuplanen“ bzw. zu visionieren. Von den Dunkel- oder Sperrnächten ist dagegen nur wenig überliefert, obwohl auch sie in einer uralten Tradition verwurzelt sind. Dunkelnächte werden sie deshalb genannt, weil sie in der allerdunkelsten Jahreszeit stattfinden, in der Zeit vor der Sonnenwende, an der das Licht langsam wieder zurückkommt. Sie sind Portaltage im Jahreskreis und beginnen mit dem 8. Dezember und enden am kürzesten Tag und der längsten Nacht, dem 21. Dezember. Die Sperrnächte dienen dem Loslassen, die Zeit um die Sonnenwende dem Sein, und die Rauhnächte dem Vorausschauen und Manifestieren für das kommende Jahr.

Laut germanischer Überlieferung wurde die Zeit vor der Wintersonnenwende dazu genutzt, um für das noch verbleibende Jahr alle landwirtschaftlichen Geräte, Spinnräder oder sonstige wertvolle Dinge zu verräumen bzw. wegzusperren und das Arbeiten einzustellen.

Die eisige Witterung machte ein geschütztes Überwintern notwendig.

Die Menschen beschränkten sich in der dunklen, kalten Jahreszeit nur auf das Nötigste und verräumten alles in ihre Schuppen. Werkzeuge wurden sorgfältig überprüft, sortiert, repariert oder geschärft, um für das nächste Jahr einsatzbereit zu sein. Dies ist auch die Zeit, in der sich die Natur zur Ruhe bettet und sich zurückzieht. Es wird still und viele Tiere gehen in den Winterschlaf. Auch die Pflanzen verlegen ihre Lebenssäfte endgültig unter die Erde.

Daraus sind schließlich die Sperrnächte oder auch Sperrtage entstanden. Das gleiche Herangehen wie bei den Geräten und Werkzeugen, das Aufräumen und Wegschließen, hilft nämlich auch der menschlichen Seele. Die Sperrnächte sind also eine Zeit, in der Du aufräumen und mit Dingen abschließen bzw. sie „wegsperren“ kannst.

Wie kannst Du die Sperrnächte denn jetzt am besten für Dich nutzen?

Wenn eisige Winterkälte herrscht und der Schnee tief das Land bedeckt, die Tage kurz sind und die Nächte lang, kannst Du wunderbar die Pflanzen dabei beobachten, was sie in der Dunkelzeit tun: Sie ziehen sich zurück in die schützende Erde, in die Wurzeln, harren als Samen aus oder hüllen sich in sicher verpackte Knospen – und wissen, mit der Wintersonnenwende wird das neue Licht in den Tiefen wieder geboren.

Auch wir Menschen erleben immer wieder Zeiten, die lebensfeindlich und ungemütlich sein können. So können wir uns die Pflanzen als Vorbild nehmen: in uns hineingehen, zu unseren spirituellen Wurzeln finden; unsere Seelen in gute Gedanken und lebensnährende Visionen verpacken und darauf vertrauen, dass sich im neuen Jahr alles wieder zum Guten wandeln wird. Und genau dafür eignen sich die Sperr- oder Dunkelnächte.

Während sich die Rauhnächte der Vorausschau dem kommenden Jahr, also Träumen und Wünschen, widmen, so besinnen sich die Dunkelnächte intensiv auf die Rückschau des Jahres. Will heißen: Du kannst Dich ganz bewusst auf das konzentrieren, was Du zum Jahresende hinter dir lassen oder im wahrsten Sinne, wegsperren willst. Wer die magischen Rauhnächte zelebriert, weiß, dass jeder Rauhnacht ein Monat zugeordnet ist. So verhält es sich auch mit den Sperrnächten:

Der 8. auf den 9. Dezember steht für den Januar, der 9. auf den 10. Dezember für den Februar, der 10. auf den 11. Dezember für den März usw. 
In den Dunkelnächten geht es also darum, nachdem wir geerntet und die Früchte verarbeitet haben, genauer darauf zu schauen, was für uns in diesem Jahr wert- bzw. seelenvoll war, und was wir auch ins nächste Jahr übernehmen wollen, was repariert oder geschärft werden will – seien es Fähigkeiten oder Sinne, und was nicht mehr gebraucht wird, oder sogar entsorgt werden kann.

In der Zeit der Sperrnächte beginnt das alte Jahr, sich von uns zu verabschieden. Ein idealer Zeitpunkt also, um Dich von dem, was Dich in diesem Jahr eher belastet hat, Dir schwer gefallen ist oder Dich traurig gemacht hat, zu widmen, um es nun endgültig zu verabschieden.

Frage Dich aufrichtig, was Du im alten Jahr zurücklassen und wegsperren willst. Nicht im Sinne von Verdrängen, sondern von wirklichem Loslassen und Abschließen, so dass Du gestärkt ins neue Jahr starten kannst. Versuche, diese Dunkelzeit dahingehend anzunehmen und auch intensiv als wertvolle Hilfe zu genießen, Deine oft verdrängten Schattenthemen zu erkennen und aufzulösen. Wenn Du in Stille tief und aufrichtig in Dich hinein spürst, wirst Du wissen, welche Schatten dies sind.

In dieser Zeit geht es auch darum, das Dunkle zu würdigen

Den Funken des Lichtvollen kannst Du nur im Dunkeln sehen. Ohne Licht kein Dunkel, ohne Schatten kein Licht. In den dunklen Momenten des Lebens erfährst Du, wie das Licht in dir erwacht, eine Kraft, eine Hoffnung, ein Glauben oder gar auch Dein wahrer Spirit, den Du vielleicht oft verdrängt hast, weil er Dir Angst gemacht hat. Es gilt also in den Sperrnächten, Dich dem Dunklen des vergehenden Jahres zu stellen, um ihm einen guten, lichten Platz zuzuweisen, wo er nicht mehr auf Dir lastet. Betrachte die Dunkelheit als Geschenk und nicht als etwas Angstmachendes – denn alles Leben kommt aus der (schöpferischen) Dunkelheit.

Vieles, was Du in diesem Jahr vielleicht erlebt hast, kannst Du nicht mehr rückgängig machen, aber Du kannst Deine Lehren daraus ziehen. Verurteile Dich nicht, verfalle nicht in düstere Zerknirschung von wegen „Hätte ich doch mal“ oder „Warum habe ich nicht“. All diese Selbstanklagen ändern Deine Situation nicht und machen nichts rückgängig – im Gegenteil: Sie halten Dich fest, schnüren Dich ein und hindern Dich daran, auf Deinem Seelenweg klar voranzuschreiten.

Die Sperrnächte kannst du auch nutzen, wenn Du noch „eine Rechnung offen hast“, sei es was Geld anbelangt, dass Du anderen noch etwas schuldest oder sie Dir, oder ob es auch Worte sind, mit denen du verletzt hast. Gibt es noch etwas, für das du dich entschuldigen solltest? Oder gibt es noch etwas, was du vergeben solltest? 

Als Struktur kann es Dir helfen, vom 8. Dezember beginnend die folgenden 12 Nächte dafür zu nutzen, jeden der vergangenen Monate des Jahres bewusst in Stille zu reflektieren. Erkenne dabei, welche wertvollen Errungenschaften Du im jeweiligen Monat gesammelt hast und mit ins neue Jahr nehmen willst.

Nimm Dir, wenn du magst, jeden Abend etwas Zeit, so 15-30 Minuten. Gehe in die Stille und lasse den entsprechenden Monat Revue passieren. Oder gehe auf einen meditativen Spaziergang. Wenn zwischendurch ein Impuls kommen sollte, sprich ihn auf Dein Handy auf, damit Du ihn nicht vergisst. Wenn Du Tagebuch schreibst, in Deinen Kalender postest oder sonstige Erinnerungsstützen an Dein Jahr hast, kannst Du damit ganz bewusst den jeweiligen Monat Revue passieren lassen. Sobald Du Dich an das essenzielle Ereignis des jeweiligen Monats erinnert und noch einmal beleuchtet hast, kannst Du Deine persönliche Fragen ans Universum senden. Wer weiß, welche Antworten es für Dich parat hält.

Reflexionsfragen:

  • Was habe ich gelernt und in mein Leben integriert, weil es mir dienlich ist?
  • Was kann ich jetzt gehen lassen?
  • Was war gut in diesem Jahr?
  • Was hat mich erfreut?
  • Wo war ich erfolgreich?
  • Was hat mich erfüllt/bereichert?
  • Was war schlecht?
  • Wo habe ich mich geärgert?
  • Wo hat man mich gekränkt/ausgelacht/ungerecht behandelt? Fühle bewusst hier hinein, ob du vergeben kannst oder was es noch braucht, um das Erlebte loszulassen und abzuschließen.
  • Welches Geschenk hat mir der jeweilige Monat gebracht (nicht nur materieller Natur)?

Du kannst Dir auch ganz allgemeine Lebensfragen stellen:

  • Sind meine Gewohnheiten (Essen, rauchen, Alkohol, zu wenig Schlaf usw.) gut für mich bzw. was braucht es, um diese zu verändern?
  • Was ist mein Dharma, der Sinn, die moralische Verpflichtung, meines Lebens?
  • Welche Wünsche, Träume, Sehnsüchte sind in mir, die gelebt werden wollen? Was braucht es dafür?
  • Achte ich immer meine Grenzen?
  • Wo mache ich mir selbst das Leben schwer?

Die Antworten dazu kannst Du auf einen Zettel schreiben. Klarheit und eine energetisch-harmonische Ausrichtung sind dabei wichtig. Sammle diese Zettel über die folgenden 13 Tage und übergebe sie in zur Wintersonnenwende den Elementen – Feuer, Erde, Wasser, Luft, auf dass sie von Mutter Erde transformiert werden.

Wie Du siehst, sind die Sperrnächte wunderbar geeignet für Deinen ganz persönlichen Jahresrückblick, bevor die magischen Rauhnächte folgen. Würdige der Dunkelheit und dem aufrichtigen Schauen, was losgelassen und „weggesperrt“ werden soll.

Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du dass Du gestärkt und ohne Altlasten das neue Jahr beginnst – Aho & Sat Nam!

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