Der Heilige Raum im Schamanismus

12. März 2025 | Jahreskreisfeste, Rituale, Schamanismus, Yoga

Im Schamanismus, der ältesten, spirituellen Bewusstseinsübung der Welt, die dich mit deiner Seelenheimat und deinen spirituellen Wurzeln verbindet, ist alles beseelt – die Tiere sind real, das Feuer ist real, die Wärme der Sonne auf deiner Haut, der Wind in deinen Haaren ist real. Erfahre mehr über die Bedeutung des Heiligen Raumes im Yoga und Schamanismus.

Der Heilige Raum: eine innige Verbindung

Mit dem Öffnen des heiligen Raums beginnt jedes schamanische Ritual. Die Spirits werden angerufen, die Elemente und Himmelsrichtungen eingeladen, und die Anderswelt, der Hüter des Ortes und die Krafttiere werden begrüßt. Je inniger du dich mit ihnen verbindest, desto leichtfüßiger kannst du dich in der Anderswelt bewegen. Auch der heilige Raum in dir selbst öffnet sich und trägt dich aus der Tiefe deines Herzens hinein in andere, ferne Welten. In diesem entgrenzten, zeitlosen Ort, bist du losgelöst von alltäglichen Verstrickungen, Problemen und Einschränkungen. So spielt der heilige Raum eine wesentliche Rolle, wenn du etwas in deinem Leben verändern willst, denn Veränderung findet immer im Hier und Jetzt statt. Er verkörpert die Möglichkeit, vollkommen im Hier und Jetzt zu sein, um dich auf dich selbst und deinen Spirit zu besinnen.

Die Öffnung des Heiligen Raumes mit Trommeln & Rasseln

Indem du den heiligen Raum zeremoniell mit Trommeln und/oder Rasseln öffnest, öffnest du dich gleichzeitig für das Neue, was auf deinem Weg kommen mag, und spürst die kosmische Verbindung mit allem, was ist. Getragen vom monotonen und tranceartigen Rhythmus der Trommel oder Rassel tauchst du schließlich ein in deine ganz eigene, wunderhafte Anderswelt. Wenn du irgendwann mit dem heiligen Raum und der schamanischen Reise vertraut bist und es dir möglich ist, wie ein Schamane zwischen den Welten zu tanzen, wirst du merken, dass diese Welt dir mehr über dich erzählt, als es Ärzte und Psychotherapeuten vermögen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.

Lichtvolle Wegweiser

Du bist frei von Bewertungen und (Selbst-)Verurteilungen und siehst deine Welt mit den unbefangenen und neugierigen Augen eines Kindes. Auch wenn die Bilder, die dir begegnen, oftmals rätselhaft, dunkel oder gar furchtsam erscheinen, weißt du tief in deinem Inneren, dass du vollkommen im Vertrauen und geborgen bist. Nie habe ich jemals bei einer schamanischen Reise oder der Ritualarbeit Angst gehabt. Oder hatte kein Selbstvertrauen und zweifelte an dem, was ich bin oder tue. So hat mir die schamanische Arbeit immer wieder Hoffnung, Inspiration, Alltagshilfen und lichtvolle Wegweiser geschenkt

Neuer Lebensmut

Ich weiß noch, wie ich an einem Punkt in meinem Leben war, in dem alles von einem großen, schwarzen Loch verschlungen zu werden schien. Und in diesen Momenten blätterte ich in alten Aufzeichnungen meiner schamanischen Reisen oder erinnerte mich an sie – oder wurde zufällig an einen ihrer Wegweiser erinnert – und gab mir neuen Lebensmut. Wir Menschen sind leider vergessliche Wesen. Von daher ist es so wichtig, dass wir uns immer wieder mit unserem höheren Selbst verbinden, um auf unserem Weg nicht ins Straucheln zu geraten oder Schiffbruch zu erleiden.

In Trance und dennoch wach

Forschungsergebnisse zeigen, dass sich deine Gehirnwellen während der schamanischen Trance, die durch den Rhythmus von etwa 205-220 Schlägen/Minute ausgelöst wird, im Alpha- oder Theta-Bereich bewegen, in den du auch bei tiefen Meditationen im Yoga gelangst. Mit diesem entspannten und dennoch hellwachen, offenen Geist bereist der Schamane die Anderswelt, um dort Antworten zu erhalten, für das, was gerade wichtig ist.

Vielleicht wirst du diesen tranceartigen Zustand, bei dem du dennoch wach und klar bist, bereits in tiefer Meditation erlebt haben. So schenkt dir auch hier der heilige Raum ein tiefes Gefühl von Frieden, Vertrauen und Zuversicht. Dass es einiger Übung bedarf, in diesen heiligen Raum beim Meditieren zu gelangen, weiß ich sehr gut, denn die Wege in die eigene Stille können manchmal mehr als laut sein.

Die Anderswelt lehrt uns Vertrauen

In diesem heiligen Raum, der auch voll und ganz dein Raum ist, ist niemand da, der dich bewertet, etwas von dir möchte oder erwartet – es sind nur du, dein Atem, dein Körper. In dieser entgrenzten Weite des heiligen Raumes kannst du spüren, dann tief in dir eine Wahrheit verborgen liegt, die dir den Weg weisen kann.  Die Anderswelt lehrt deshalb vor allem eins: Vertrauen.

Die Energie folgt der Absicht

Mit einer klaren Absicht und einem geöffneten Herzen kannst du deinen ganz persönlichen heiligen Raum erschaffen und dich im Schutze darin unter den Flügeln des Großen Geistes geborgen fühlen und hingebungsvoll fallen lassen. Wann immer du den heiligen Raum öffnest, verbindest du dich mit dem großen Netz, das die Welt jenseits unserer Vorstellungskraft zusammenhält. Wir verbinden uns im Schutze dieses Raumes mit unserem wahren Essenz, unserer spirituellen (Auf-) Gabe, und begegnen dort Energien, die uns wohlgesonnen sind. Wenn wir mit einer konkreten Absicht meditieren, ohne zu bewerten, ist es erstaunlich, welche seelenvollen Bilder und Impulse sich dir offenbaren.

In der Weite von Geist und Seele

In jeder meiner eigenen Reisen bekam ich eine neue Aufgabe. Es fühlte sich manchmal an, wie eine aufregende Schnitzeljagd jenseits der fassbaren Welt, in der es immer wieder neue Hinweise zu deuten gab. Ich habe Berge erklommen, in weite, tiefe Canyons geblickt, war in der Wüste, stand vor felsigen Toren, lief durch dunkle Wälder, traf auf Wesen, die mir Botschaften gaben, wie ich es niemals für möglich gehalten hätte. Und immer wieder, wenn ich in die diesseitige Welt zurückkehre, reibe ich mir die Augen und frage mich, aus welcher Weite meines Geistes oder meiner Seele nur all diese Bilder kommen. Denn ganz ehrlich? So eine grandiose, farbenprächtige Phantasie, um dich in einem Fluss von Worten mitzunehmen, habe ich ganz und gar nicht.

Die Arbeit beginnt dann nach der Reise, wenn du wieder aus dem heiligen Raum heraustrittst und dich daran machst, all die Brotkrumen aus dem Labyrinth der Anderswelt zu deuten und sie in deine „reale“ Lebenswelt zu übersetzen.

Der Heilige Raum als heilende Sphäre

Zusammengefasst ist der heilige Raum eine heilende Sphäre, die rein, geweiht und sicher ist. Du kannst ihn überall erschaffen und die heilende Kraft der Natur überall auf der Erde herbeirufen – sowohl draußen im Freien, in Verbundenheit mit den Elementen und Himmelsrichtungen, als auch in jedem Haus und jedem Zimmer.

Im heiligen Raum lässt du das Alltägliche hinter dir und verbindest dich aus der Tiefe deiner Seele heraus mit dem Göttlichen, betrittst damit eine stille, innere Welt, in der Verbindung, Transformation und Heilung geschehen können. Zudem verbindest du dich beim Eintritt in den heiligen Raum mit all jenen Heilern und Schamanen, die dir vorangegangen sind und dich von der Welt des Großen Geistes aus unterstützen.

Räuchern, singen und meditieren

Bevor wir bei der schamanischen Arbeit den heiligen Raum öffnen, wird geräuchert, gesungen, meditiert – dies kannst du ganz individuell gestalten. Ich räuchere hier immer mit weißem Salbei und habe Agua de Florida dabei. Und mal singe ich ein Mantra, mal ein schamanisches Lied, das ich von meiner Maha, meiner schamanischen Lehrerin, gelernt habe. Wichtig ist: Schließe immer den Raum, wenn du deine Arbeit hier beendet hast.

Deine Anrufung der Himmelsrichtungen zur Öffnung des heiligen Raumes kann ganz individuell sein – je nachdem, welches Wesen, welches Tier, dir etwas bedeutet und mit dem du dich gerne mit deiner Anrufung verbinden willst.

Hier ist meine Anrufung als Beispiel:

Ich rufe die Kräfte des Ostens und des Frühlings, auf dass sie mich segnen mit dem Zauber, der allem innewohnt, auf dass sie mich inspirieren und wachsen lassen

Ich rufe die Kräfte des Südens und des Sommers, auf dass sie mich segnen mit Fülle, Feuer und Leben

Ich rufe die Kräfte des Westens und des Herbstes, auf dass sie mich segnen mit Reife, Intuition und der Einsicht, loslassen zu können

Ich rufe die Kräfte des Nordens und des Winters, auf dass sie mich segnen mit Klarheit, der Weisheit meiner Ahnen und der Fähigkeit, in der Dunkelheit sehen zu können

Ich rufe die Kräfte von Mutter Erde und Vater Himmel – auf dass ihr mich segnet, haltet und behütet

Ich rufe die Kräfte der Elemente, von Feuer, Erde, Wasser, Luft und Äther

Ich rufe die Kräfte der Spirits, Geistführer und Krafttiere – möget ihr mir den Weg weisen, mich behüten und beschützen

Ich rufe die Kraft des Großen Geistes – auf dass Du mir Licht, Schutz und Führung bist

Danke Danke Danke Danke Danke

Der Heilige Raum als Kraftort

Es ist so wertvoll, den heiligen Raum als Kraftort zu haben, an den Du immer wieder zurückkehren kannst, um aufzutanken und innezuhalten. Du kannst ihn auch zuhause an einem festen Platz einrichten. Ihn mit Blumen schmücken, Kraftobjekten, Fotos, Steinen – was  auch immer für Dein Herz bedeutsam ist und Dir Kraft schenkt. Dieser Ort ist nur für Dich allein gedacht – hüte und pflege ihn wie einen Garten. Denn dieser Weltinnenraum, deine Seelenheimat, der dich auffängt, wo auch immer du in der diesseitigen Welt bist, schenkt dir Ruhe und Energie. Es ist DEIN Raum für alles Werden, Loslassen, Anfangen, Sein und Vergeben.

Es gibt einen Punkt, an dem du alles loslassen musst, um zu sehen, was wirklich bleibt. Und wenn du den Mut hast, in diese vermeintliche Leere zu treten, wirst du erkennen: Sie war nie leer. Sie war immer nur dein eigener, unberührter heiliger Raum.

Aho & Sat Nam!

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