Der Klang trägt dich im Auge des Sturms

28. Okt. 2025 | Schamanismus, Selbstfürsorge, Yoga

Sturm und Drang: Die Energie des Oktober

Als ich vor einigen Tagen auf der Facebook-Seite „Altes Wissen“ von Adelheid Brunner von der Energiewelle las, die uns gerade so überrollt, konnte ich nur zustimmend nicken. Der Oktober hat es wirklich in sich. Dazu ließ ich noch den numerologischen* Monatsausblick von Nam Hari Kaur von 3HO Revue passieren, in dem es heißt, dass uns dieser Monat dazu drängt, inmitten einer sich immer schneller drehenden Welt wieder aufzustehen.

Was ist gerade nur los?

Und was erwartet uns erst im Jahr 2026, das, wie der Oktober, unter dem Einfluss der Zahl 10 steht? Aber erst einmal zu diesem Oktober, der wie ich finde gerade alles ordentlich durchschüttelt – ob mit Sturmböen und prasselndem Regen oder stürmischen Auseinandersetzungen, sei es in der Beziehung, im Job oder in uns selbst. Ein Sturm, der Energien aufgewühlt hat, unsere eigenen Themen, die wir schon so lange mit uns herumschleppen, endlich anzuschauen.

Wunsch nach Erlösung

In diesem Monat habe ich das Gefühl, als ob die große, schwere graue Wolkenwand, die uns seit Wochen von oben erdrückt, endlich erlöst werden will. Es ist, als ob sie für all die grauen Gedanken und Gefühle stünde, für all das nicht Gesagte und Getane, das unbedingt bereinigt werden muss. Der Sturm macht uns vehement darauf aufmerksam. Es gibt Momente, da frage ich mich, wie stürmisch es sich hierzulande denn noch zuspitzen soll. Ich will nicht politisch werden, aber gefühlt wird immer wieder eine Schüppe drauf gelegt, immer mehr wird energetisch von uns abverlangt. Der Wahn-Sinn hat Methode.

Alte Systeme und Konzepte brechen zusammen

Das System samt Lebenskonzepten, so wie wir sie kennen, und Konditionierungen, mit denen wir aufgewachsen sind, brechen allmählich zusammen. Nach und nach werden sie vom Sturm des Wandels, der scheinbar immer ungeduldiger wird, sich durchsetzen zu können, fort gepustet. Sie funktionieren nicht mehr – weil die Menschen darin nicht mehr funktionieren.

Sie können nicht mehr.

Sie wollen nicht mehr.

Der Akku ist leer

Immer häufiger lese ich auf Social Media Kommentare von Menschen im Alter von 50plus, denen es so geht. Als ich letztes Jahr in der Reha war, war dies anteilig die größte Personengruppe. Gleiches gilt für die Teilnehmer meiner ehemaligen Gruppentherapie. Warum sind wohl so viele Leute krank? Weil sie unaufhörlich und gnadenlos, vor allem gegen sich selber, das System mit aufrecht erhalten haben. Über 30 Jahre arbeiten zu gehen mit Überstunden, Ellbogenkämpfen, Mangel an Wertschätzung, Mobbing, Burnout und Boreout hinterlassen ihre Spuren – gesundheitlich, körperlich, seelisch. Von Mobbing und seinen Folgen kann ich zum Beispiel besonders ein Lied singen. Big Shouts an dieser Stelle an alle Mobber da draußen: Karma is only a bitch if you are.

Dass mit den viel gescholtenen Jüngeren eine Generation hervorkommt, die mehr wert auf Work-Life-Balance legt als auf ein 60-Stunden-Geknüppel, das teilweise als lebensinhalt- und identitätsstiftend bis zur totalen Selbstaufgabe verteidigt wurde, erscheint logisch. Doch das eine bringt immer ein Gegenteil hervor.

Es dringt gerade so vieles an die Oberfläche, was nicht mehr „funktioniert“. Es ist so lange gut gegangen, aber die Funktionsmechanismen wollen einfach nicht mehr greifen, wie sie es früher getan haben. Der Akku ist leer.

Anstieg von psychischen Erkrankungen in stürmischen Zeiten

Dass der Krankenstand in Deutschland auf weiterhin hohem Niveau bleibt, ist kein Wunder. All das, was viele jahrzehntelang fast schon demütig mitgetragen haben, kollabiert. Und so kollabieren immer mehr auch seelisch. Depressionen und Angststörungen sind gesellschaftlich weiter verbreitet, als du dir vorstellen kannst: Laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. erfüllt mehr als jeder vierte Erwachsene im Zeitraum eines Jahres die Kriterien einer psychischen Erkrankung.

In Deutschland kümmern sich rund 14.600 Psychiaterinnen und Psychiater gemeinsam mit weiteren Berufsgruppen um die Versorgung der Betroffenen. Das ist verdammt nochmal zu wenig! Dies bestätigte mir sogar mein Hausarzt. Warum? Weil die Anzahl an Kassensitzen, die zur Abrechnung mit gesetzlichen Krankenkassen berechtigen seit 1999 nicht am tatsächlichen Bedarf orientiert worden ist. Will heißen: Seit unfassbaren 26 Jahren hat sich NICHTS geändert. Und das in Zeiten, wo psychische Erkrankungen weiter auf dem Vormarsch sind und gewiss weiter zunehmen werden.

Auflösung von Strukturen

Prof. Carlos Schönfeldt-Lecuona, Stellvertretender Leitender Oberarzt der Ulmer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III, sieht dies in der zunehmenden Arbeitsbelastung und Digitalisierung begründet:

„Die Verdichtung der Arbeit und die Rationalisierung von Arbeitsplätzen haben zu einer höheren Arbeitsbelastung pro Kopf geführt. Durch die zunehmende Digitalisierung von Arbeitsprozessen sehen sich Menschen in vielen Branchen ständig mit neuen Herausforderungen konfrontiert, was ernsthafte Belastungen verursacht. Eine weitere Rolle spielt auch die Veränderung familiärer Strukturen,“ so Schönfeldt-Leucona. „Früher waren die Familien größer, und die Mitglieder konnten sich gegenseitig stützen. (…) Diese Strukturen haben sich verändert, und die Unterstützung innerhalb der Familien ist nicht mehr so ausgeprägt.“***

Es lösen sich also nicht nur die vertrauten Strukturen der Arbeitswelt auf, in der ein 9 to 5 (oder besser 9 to 9) als allein sinnstiftend galt, sondern auch die familiären Strukturen. Corona tat sein übriges dazu, dass sich darüber hinaus gemeinschaftliche Strukturen mehr und mehr auflösten. Kein Wunder, dass aktuell so viele Jugendliche an Depressionen und sozialer Isolation leiden. Und so löst sich im Auge des Sturms alles andere auf, was uns als Gesellschaft scheinbar zusammengehalten hat und jetzt nicht mehr funktionieren will. Damit verbunden sind auch all die Glaubenssätze, die uns von Kindesbeinen an als Einpeitscher um die Ohren gehauen wurden und seitdem in unserem Unterbewusstsein schwelen:

„Da müssen wir jetzt durch.“

„Da kann man nichts machen.“

„Du musst dir ein dickeres Fell zulegen.“

„Das kannst du nicht.“

„Durchhalten!“

„Ich kann´s nicht ändern.“

„Indianer kennt keinen Schmerz.“

Wie Sartre es zudem in seinem Stück „Huis Clos“ ausdrückte: L’enfer, c’est les autres. Doch die Hölle, das sind nicht die anderen – die Eltern, Arbeitskollegen, „Freunde“. Es ist die Hölle, die wir uns all die Jahre unbewusst auferlegt und verfolgt haben. Die Hölle, die wir uns mit unseren Glaubenssätzen und Konditionierungen eingerichtet haben. Wir wollten doch einfach nur alles richtig machen. Und eben diese Hölle funktioniert nun auch nicht mehr. Ebenso wenig die Schuldzuweisungen an die, die uns geprägt und konditioniert haben.
Der Sturm hat unsere Glaubenssätze freigelegt. Alles oder nichts: Der Oktober ruft dazu auf, diese Prägungen, die sich tief in das Unterbewusstsein eingebrannt haben, im Yoga Samskaras genannt, loszulassen. Es ist Zeit, aus der Opferrolle in die Selbstverantwortung und Selbstakzeptanz zu gehen. Es ist Zeit, die selbst eingerichtete Hölle zu verlassen.

Spiritualität hat abgenommen

Es erstaunt mich, dass trotz der Vielzahl an blitz-blankem Achtsamkeits-Marketing, Lifecoaches, Yogalehrern, Mediationstrainern und Mindset-Mogulen Achtlosigkeit und Mangel an Empathie und Verantwortung mehr und mehr zunehmen. So führt Prof. Schönfeldt-Lecuona weiter aus, dass Spiritualität deutlich abgenommen habe. Zudem habe sich das Wertefundament der Gesellschaft stark verändert. „Es gibt eine Tendenz zu mehr Oberflächlichkeit und Materialismus. Der moderne Mensch ist außerdem weniger resilient,“ so Schönfeldt-Lecuona.

Braucht es doch gerade in stürmischen Zeiten wie diesen neue Wege, Widerstands- und Schöpferkraft, kreative Denk- und Herangehensweisen, um ausgeglichen und stabil zu bleiben. Vor allem braucht es mehr Selbstverantwortung für das eigene Seelenlicht. Immer, wenn ich Richtung Stadt fahre, bin ich erschrocken, wie achtlos viele Menschen geworden sind. Sie eiern wie ferngesteuert vor sich hin – orientierungslos, haltlos, teilnahmslos. Das eigene Seelenlicht scheint ihnen völlig fern oder ist schon fast erloschen.

Verbindung zu dir selbst in stürmischen Zeiten

Nicht nur die Yogamatte kann ein heilsamer Ort der Selbstbegegnung sein. Ein Ort der Hingabe, Selbstbeobachtung und Selbstakzeptanz, der uns lehrt geduldig zu sein, Vertrauen in uns und das Leben zu entwickeln, uns von Perfektionismus freizumachen sowie von außen aufgezwungenen Rhythmen. Auch der Schamanismus mit seiner intensiven Ritualarbeit kann dir den Zugang zu einer tiefen Verbindung zu dir selbst schenken und dich in stürmischen Zeiten aufrecht halten.

Und so erinnert uns die numerologische Vorausschau für den Monat Oktober rückblickend auf unsere persönliche Meisterschaft hinsichtlich Autorität, Ausstrahlung, Selbstrespekt und wirkungsvolle Kommunikation. Nam Hari Kaur schreibt in ihrem monatlichen Überblick außerdem, dass sich die Dinge, die wir für selbstverständlich erachten, langsam auflösen. Immer wieder staune ich, dass ich das, was ich fühle oder im Außen wahrnehme, bei anderen ebenso krass widerspiegelt.

Sturm und Drang Zeichen der 10

Die Zahl 10 des Monats Oktober steht für das Ganze, das mehr ist als die Summe seiner Teile. Sie vereint Da-Sein und Leere zugleich, und fordert uns auf, unser lichtvolles Ich aller stürmischen Widrigkeit zum Trotz zu zeigen – oder im Schatten zu bestehen, ohne uns selbst in einem schwarzen Loch zu verlieren. Die 10 verkörpert mit ihrer 1 und 0 die Essenz allen Seins: alles oder nichts. Sie kann dich siegesmutig in dein eigenes Strahlen führen oder dich an den Punkt tiefster Verzweiflung bringen, an dem du dich selbst nicht mehr spüren kannst und von der Leere verschlungen wirst.

Spirituelle Praxis wichtiger denn je

Es ist essenziell zu erkennen und vor allem zu verinnerlichen, dass wir in außergewöhnlichen Zeiten leben: Was wir früher als selbstverständlich betrachteten, existiert nicht mehr. Das ist zermürbend und manchmal fühle ich mich wie in einem schlechten Film gefangen. Ich fühle mich gelähmt, will laut schreien, will einfach nur raus. Und so geht es nicht nur mir allein. Immer öfter höre ich gerade von der Generation der 60er & 70er Jahre, zu der ich auch gehöre, wie sehr sie sich nach „ihren“ Zeiten sehnt. Nach Unbeschwertheit, Freiheit, wahrer Vielfalt, Gemeinschaft, Zuversicht, nach Klängen, die alles vereint haben.

Seit Corona denke ich oft wehmütig an meine Zeit als 80er-Jahre-Popper mit Seitenscheitel zurück, in der „A Secret Wish“ von Propaganda in Dauerschleife auf meinem Walkman lief, wenn ich mit dem Bus zum Ballett oder in die Stadt fuhr. Wie oft sehne ich die Grunge-Zeiten herbei, mit wildem Haar und kariertem Hemd. Oder die Zeit, wo ich in den 90ern im Gebäude 9 in Köln die Nacht in Baggy Pants zu wummerndem Drum & Bass durchtanzte und die Fensterscheiben dazu klirrten und der Schweiß von den Wänden tropfte.

Doch diese Zeiten sind vergangen und es liegt an uns, uns neu auszurichten, um den Stürmen, die da noch kommen, standhalten zu können. Und wir können aus all dem Klang, den wir damals mit unseren Herzen aufgesaugt haben, Kraft schöpfen und uns von unserer eigenen Wahrhaftigkeit, im Yoga Satya, tragen lassen.

Umso wichtiger sind daher eine solide spirituelle Praxis, seien es Yoga oder schamanische Energiearbeit, Gemeinschaft, Freunde, Selbstakzeptanz, die Stärkung deines Nervensystems und gesunde Ernährung. Rüste dich schon jetzt für 2026, das im Zeichen der 10 steht. Ein Jahr, in dem unser Siegesmut und das strahlende Voranschreiten unserer Seele gefordert ist.

Der Klang trägt dich im Auge des Sturms

Draußen braust und tost derweil weiter der Sturm. Möge er uns endlich die Klarheit und den Mut bringen, all das Schwere, was ins uns tobt, loszulassen. Welch Zu-Fall, dass am Wochenende im Rahmen eines Workshops samt White Sound Gong Meditation der Satz „Der Klang trägt mich im Auge des Sturms“ zu mir kam. Möge uns der Vibe unserer Jugend Kraft, Zuversicht und Inspiration schenken und uns klangvoll durch diese stürmischen Zeiten tragen. Lausche wieder mehr deiner inneren Stimme, vertraue auf deine Intuition.

„Allow yourself to fall into the softness of the cozy world you create for yourself, and accept the gentle invitation of your Guardian Angels as they clear the path before you. It’s going to be all right,“ so Nam Hari Kaur über den numerologischen Oktober.

Also sorge gut für dich selbst. Sei wie die Bäume und lasse nicht zu, von den Stürmen da draußen mitgerissen zu werden. Feiere die Zeit, in der du zu „Born Slippy“ laut „Lager, Lager“ singend auf der Tanzfläche ausgeflippt bist, zu „Smells like teen spirit“ deine Mähne geschüttelt, die wummernden Bässe von Jungle & Techno für dich entdeckt, zu Dr. Dre & Cypress Hill deinen Rumpf geschüttelt und bei „Sour Times“ von Portishead die ein oder andere Träne verdrückt hast.

Drehe deine Anlage auf – ob mit 80er oder 90er Sound: Der Klang trägt dich im Auge des Sturms.

AHO!

Lasse Dich in stürmischen Zeiten tragen von Kundalini Yoga, Schamanismus & im Heilkreis: Alle Termine HIER.

*Numerologie ist die Lehre von der symbolischen und spirituellen Bedeutung der Zahlen. Sie geht davon aus, dass Zahlen energetische Qualitäten tragen und Hinweise auf unser Wesen, unsere Herausforderungen und unsere Lebensaufgabe geben.

**Lese HIER kannst du das ganze Interview mit Prof. Schönfeldt-Lecuona.

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